DIE TÜR


Wenn wir auf unseren Innenreisen vor einer Tür stehen, wissen wir, dass hinter ihr etwas uns bisher Verborgenes wartet, zu dem uns aber der Zugang versperrt bleibt.

Was machen wir dann auf unserer Innenreise?

Wir warten vor der Tür, bis sie sich öffnet wie von selbst.

Wenn sie sich öffnet, wohin öffnet sie sich?

Ist es ein Raum oder ist es eine unendliche Weite?

Sie öffnet sich ins Freie, ins Unendliche, auf etwas hin, das wir nie, so weit wir auch gehen, je erreichen, je besitzen können.

Was machen wir dann, nachdem sich diese Tür geöffnet hat?

Wir bleiben stehen, ohne uns zu bewegen.

Doch diese Ferne wirkt auf uns. So fern sie auch sein mag, sie zieht uns zu sich.

Wie weit?

Endlos.

Also, was geschieht, wenn diese Tür sich vor uns aufgetan hat?

Wir bleiben stehen und werden dennoch gezogen. Ohne dass wir uns bewegen, bewegt uns etwas. Ohne dass wir etwas wollen, zieht uns etwas in seine Richtung. Ohne dass wir etwas festhalten, hält uns etwas fest.

Etwas zieht uns in seinen Bann, und zwar ganz, sodass jeder Widerstand vor ihm dahin-schmilzt. Wir werden bewegt, ohne zu wissen, wohin diese Bewegung uns führt und ob sie je für uns endet. In diesem Sinne ist sie eine unendliche Bewegung, nie am Ziel und dennoch bis ins Letzte von ihm erfasst.

Halten wir diese Bewegung aus?

Überwältigt sie uns?

Sind wir in ihr noch frei?

Sind wir in ihr noch da?

Sowohl als auch. Wir sind frei und unfrei, da und nicht mehr da.

Können wir noch zurück, vor diese Tür?

Wenn sie sich für uns geöffnet hat, gibt es kein Zurück.

Wollen wir das dann noch?

Hier hat das Wollen aufgehört. Selbst die Liebe hat hier aufgehört. Selbst die Hingabe hat aufgehört. Es gibt sie nicht mehr. Wozu auch!

Hier hört alles auf, um anderswo zu sein.

Wo?

Irgendwo, weil es hier auch keinen Ort mehr gibt.

Wir sind aufgelöst und dennoch da. Wir sind anderswo aufgegangen, wie ewiger Aufgang: Ende ohne Ende, Sturm und Stille zugleich. Im einen wie im anderen unendlich.

Wie kommen wir danach in unseren Alltag zurück?

Ganz einfach. Diese Bewegung wird Teil unseres Alltags, und unser Alltag wird Teil dieser Bewegung.

Was ändert sich für uns?

Äußerlich wenig, denn wie könnte etwas in unserem Alltag dieser Bewegung entgegenstehen?

Es ist genau umgekehrt:

In dieser Bewegung stimmen wir allem zu, wie es ist. Schon von daher löst sich auf, was dieser Bewegung im Wege stand und schwierig schien. Weil wir in dieser Bewegung bleiben, nehmen wir den Alltag, wie er ist, mit in sie hinein. Auch unser Alltag wird von dieser Bewegung erfasst. Er wird durch sie anders. Wie er, werden auch wir im Alltag anders.

Wie anders?

Wir bleiben gesammelt.

Wie gesammelt?

Wir bleiben verbunden: nach oben und nach unten. Beides kommt in uns zusammen und wird in uns eins.

Was geschieht noch?

Es öffnen sich für uns, auch hier wie von selbst, endlos neue Türen.